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Medizinisches Cannabis bei chronischen Schmerzen

Du leidest an chronischen Schmerzen und suchst nach Alternativen zur klassischen Therapie? Medizinisches Cannabis kann Linderung verschaffen.

Ein Arzt oder Radiologe betrachtet ein Röntgenbild eines Knies auf einem Laptop. Die Aufnahme zeigt eine Entzündung oder Gelenkschädigung im Kniebereich, was auf chronische Gelenkschmerzen oder Arthritis hinweisen könnte. Ein weiteres Tablet mit derselben Röntgenaufnahme liegt daneben auf dem Tisch.

Chronische Schmerzen: Ein ständiger Begleiter

Chronische Schmerzen gehören zu den häufigsten und belastendsten Gesundheitsproblemen weltweit. Im Gegensatz zu akuten Schmerzen, die als Warnsignal des Körpers dienen, sind chronische Schmerzen ein eigenständiges Krankheitsbild. Sie dauern über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten an und können die Lebensqualität erheblich einschränken. Betroffene berichten von ständiger Erschöpfung, eingeschränkter Mobilität und emotionalem Stress, der den Alltag stark beeinflusst.
 

Verbreitung: Laut der Deutschen Schmerzgesellschaft leiden etwa 23 Millionen Menschen in Deutschland an chronischen Schmerzen. Besonders häufig treten Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen und neuropathische Schmerzen auf. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer. Viele Betroffene erhalten jedoch keine adäquate Diagnose oder Therapie, was zu einer Verschlimmerung der Beschwerden führen kann.
 

Symptomvielfalt: Chronische Schmerzen sind vielseitig und betreffen verschiedene Körperregionen. Zu den häufigsten Formen zählen:
 

  • Rückenschmerzen: Oft ausgelöst durch Verspannungen, Bandscheibenvorfälle oder chronische Fehlhaltungen.

  • Gelenkschmerzen: Etwa bei Arthritis oder Arthrose, die durch Entzündungen oder Abnutzung der Gelenke entstehen.

  • Neuropathische Schmerzen: Brennende, stechende oder kribbelnde Schmerzen, die durch Nervenschädigungen ausgelöst werden.

  • Fibromyalgie: Diffuse Schmerzen am ganzen Körper, oft begleitet von Schlafstörungen und Erschöpfung.
     

Langzeitauswirkungen

Chronische Schmerzen gehen oft mit psychischen Belastungen wie Depressionen, Angststörungen oder sozialer Isolation einher. 

Diagnose von chronischen Schmerzen

Die Diagnose chronischer Schmerzen erfordert eine gründliche medizinische Untersuchung. Wichtige Kriterien konnen sein:
 

  • Anamnesegespräch: Dokumentation der Schmerzen, ihres Verlaufs und ihrer Intensität.

  • Bildgebende Verfahren: Röntgen, MRT oder CT, um strukturelle Schäden auszuschließen.

  • Neurologische Tests: Untersuchung der Nervenfunktion bei Verdacht auf neuropathische Schmerzen.

Therapie: Wege aus der Schmerzspirale

Die Behandlung chronischer Schmerzen erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der medizinische, physiotherapeutische und psychologische Maßnahmen umfasst:
 

  • Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel, Antidepressiva oder Antikonvulsiva.

  • Physiotherapie: Übungen zur Verbesserung der Mobilität und Muskelstärkung.

  • Psychotherapie: Unterstützung beim Umgang mit Schmerz und Stress, z. B. durch kognitive Verhaltenstherapie.

  • Alternative Ansätze: Akupunktur, Achtsamkeitstraining oder medizinisches Cannabis.

Lebensstil-Änderungen: Aktiv gegen Schmerz

Lebensstil-Änderungen können eine wertvolle Ergänzung zur Behandlung chronischer Schmerzen sein. Sie zielen darauf ab, den Körper zu stärken, Stress abzubauen und die Schmerzbewältigung zu unterstützen:

  • Regelmäßige Bewegung: Schonende Aktivitäten wie Yoga, Schwimmen oder Spaziergänge fördern die Durchblutung und reduzieren Muskelverspannungen.

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Kost mit entzündungshemmenden Lebensmitteln (z. B. Omega-3-Fettsäuren) kann die Schmerzintensität beeinflussen.

  • Stressmanagement: Entspannungstechniken wie Meditation, progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitstraining helfen, die Wahrnehmung von Schmerzen zu mindern.

  • Schlafhygiene: Ein regelmäßiger Schlafrhythmus und eine schlaffördernde Umgebung können Erschöpfung und Schmerzempfinden verringern.

Die Geschichte von Cannabis als Schmerzmittel

Cannabis wird seit Jahrtausenden zur Linderung von Schmerzen eingesetzt. Historische Aufzeichnungen zeigen, dass die Heilpflanze schon früh in verschiedenen Kulturen geschätzt wurde.
 

  • Antike Anwendungen: Bereits 2900 v. Chr. wurde Cannabis in der chinesischen Medizin als Mittel gegen Schmerzen und Entzündungen beschrieben. Der chinesische Kaiser Shen Nung nannte es eine der „fünf heiligen Pflanzen“ [Li, 1974].
     

  • Mittelalter: In der indischen Ayurveda-Medizin wurde Cannabis traditionell bei Beschwerden wie Migräne, Muskelkrämpfen und rheumatischen Schmerzen eingesetzt [Russo, 2007].
     

  • Neuzeit: Im 19. Jahrhundert brachte der irische Arzt William O’Shaughnessy Cannabis nach Europa. Dort wurde es schnell populär und fand Anwendung in der Behandlung von neuralgischen und rheumatischen Schmerzen [O'Shaughnessy, 1839].
     

  • Moderne Forschung: Mit der Entdeckung des Endocannabinoid-Systems in den 1990er Jahren wurde der wissenschaftliche Mechanismus hinter der schmerzlindernden Wirkung von Cannabis besser verstanden [Devane et al, 1992].
     

Heute erlebt Cannabis eine Renaissance in der Schmerztherapie, da es sowohl bei chronischen als auch akuten Schmerzen wirksam sein kann. Trotz seiner langen Geschichte sind weitere Studien notwendig, um optimale Dosierungen und Anwendungsformen zu bestimmen.

Eine Frau in sportlicher Kleidung greift sich mit der Hand an den Nacken, offenbar aufgrund von Schmerzen oder Verspannungen. Ihr Rücken ist zur Kamera gewandt, während sie in einer leicht nach vorne geneigten Haltung steht. Das Bild symbolisiert chronische Nacken- oder Rückenschmerzen.

Cannabis bei chronischen Schmerzen: Ein Blick auf die pflanzliche Medizin

Das Endocannabinoid-System und chronischen Schmerzen

Das Endocannabinoid-System (ECS) spielt eine zentrale Rolle in der Zellregulation, Immunmodulation und Schmerzverarbeitung – Prozesse, die bei chronischen Schmerzen oft aus dem Gleichgewicht geraten.

Endocannabinoide wie Anandamid und 2-AG binden an CB1- und CB2-Rezeptoren, die unter anderem in Schmerzverarbeitungszentren des Nervensystems und im peripheren Gewebe exprimiert werden. Bei chronischen Schmerzen kann eine Dysregulation dieses Systems auftreten, was zu einer verstärkten Schmerzempfindlichkeit oder einer unzureichenden Schmerzhemmung führen kann.

Wirkung von THC (Tetrahydrocannabinol) bei chronischen Schmerzen

Tetrahydrocannabinol (THC) bindet an CB1- und CB2-Rezeptoren, die in Schmerzverarbeitungszentren des Nervensystems sowie in peripheren Geweben exprimiert werden. Diese Aktivierung kann schmerzlindernde Effekte haben, indem sie die Schmerzsignale moduliert und die Freisetzung entzündungsfördernder Botenstoffe hemmt.

Zusätzlich besitzt THC entzündungshemmende Eigenschaften, die bei chronischen Schmerzpatienten unterstützend wirken können. Es wird bereits bei neuropathischen Schmerzen, Spastiken und anderen schwer behandelbaren Schmerzsyndromen eingesetzt. [Petzke et al 2021]

Da THC psychoaktive Wirkungen haben kann, sollte die Anwendung individuell abgestimmt und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um die bestmögliche Balance zwischen Nutzen und Nebenwirkungen zu gewährleisten.

Wirkung von CBD (Cannabidiol) bei chronischen Schmerzen

CBD beeinflusst das Endocannabinoid-System (ECS) indirekt, indem es den Abbau körpereigener Endocannabinoide hemmt und deren Wirkung verstärkt. Dadurch kann es zur Regulation der Schmerzverarbeitung beitragen.

Zusätzlich besitzt CBD entzündungshemmende, antioxidative und neuroprotektive Eigenschaften. Es könnte bei chronischen Schmerzen helfen, indem es entzündliche Prozesse moduliert, oxidativen Stress reduziert und die Schmerzempfindlichkeit verringert.

Da CBD keine psychoaktiven Effekte hat, gilt es als gut verträglich. Dennoch sollte die Anwendung individuell abgestimmt und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um mögliche Wechselwirkungen mit anderen Schmerztherapien zu berücksichtigen.

Fazit

Cannabis könnte eine ergänzende Rolle in der Behandlung chronischer Schmerzen spielen. Durch die Interaktion mit dem Endocannabinoid-System (ECS) gibt es Hinweise darauf, dass Cannabinoide Entzündungen hemmen, die Schmerzverarbeitung modulieren und die Lebensqualität von Schmerzpatienten verbessern könnten.

Die Anwendung von medizinischem Cannabis sollte individuell abgestimmt und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, insbesondere in Kombination mit anderen Schmerztherapien. Weitere Forschung ist notwendig, um die genauen Mechanismen und das therapeutische Potenzial besser zu verstehen.

Schmerzen und Cannabis: Die Studienlage

Die Forschung, die sich mit dem Einsatz von Cannabis bei Schmerzen beschäftigt, zeigt zunehmend vielversprechende Ergebnisse:

  • Reduzierte Schmerzintensität: Eine Studie im Journal of Pain (2013) legt nahe, dass medizinisches Cannabis bei Schmerzpatienten die Intensität verringern könnte. [Wilsey B, 2012]

  • Schmerzlinderung im Tierversuch: Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass THC sowohl bei männlichen als auch weiblichen Ratten entzündungsbedingte Schmerzen lindern kann. [Craft et al., 2023]

  • Verbesserte Lebensqualität: Patienten berichten nach einer Therapie mit medizinischem Cannabis häufig von einer besseren Bewältigung chronischer Schmerzen und einer allgemeinen Verbesserung der Lebensqualität [Blake et al, 2006]

  • Cannabinoide und Zytokine: Eine systematische Analyse zeigt, dass CBD und CBG proinflammatorische Zytokine (entzündungsfördernde Botnenstoffe) reduzieren können, während THC allein diese Wirkung nicht zeigt. Die Kombination von THC und CBD könnte jedoch entzündungshemmend wirken. [Henshaw et al., 2021]

  • Reduzierter Bedarf an Schmerzmitteln: Studien legen nahe, dass Cannabis bei chronischen Schmerzpatienten den Bedarf an opioidhaltigen Schmerzmitteln senken kann. [Boehnke et al, 2016]

Solange noch keine eindeutigen Leitlinien existieren, ist es wichtig, im Vorfeld mit einem erfahrenen Arzt oder Schmerztherapeuten zu besprechen, ob und wie eine Cannabis-Therapie sinnvoll ist.

Rechtliche Lage in Deutschland (Stand 2025)

Seit 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland verschreibungsfähig, und mit der Gesetzesänderung von 2024 wurde der Zugang weiter erleichtert. Schmerzpatienten können Cannabis nun unabhängig davon erhalten, ob andere Behandlungsansätze bereits ausgeschöpft wurden.
 

Verordnung & Kostenübernahme
 

  • Ärztliche Verschreibung: Jeder Arzt (außer Zahn- und Tierärzte) kann Cannabis als Rezepturarzneimittel oder in Form von Blüten und Extrakten verordnen. Eine spezielle Genehmigung ist nicht erforderlich.

  • Privatversicherte & Selbstzahler: Patienten, die privat versichert sind oder keine Kostenübernahme durch ihre Krankenkasse erhalten, müssen die Therapie selbst finanzieren. In diesen Fällen erfolgt die Abrechnung direkt über eine private ärztliche Leistung.

Dank der neuen Regelungen haben Krebspatienten nun einen vereinfachten Zugang zu medizinischem Cannabis, was die Behandlungsmöglichkeiten erheblich verbessert.

Wie kann Ich mir Cannabis für chronische Schmerzen verschreiben lassen?

  1. Beratungsgespräch: Besprich mit deinem Arzt, ob eine Cannabis-Therapie bei dir sinnvoll ist. Dabei werden mögliche Vor- und Nachteile sowie Risiken besprochen.
     

  2. Rezept: Liegt eine Indikation vor, kannst du Cannabisblüten oder -extrakte auf Rezept erhalten. Ob und in welchem Umfang die Krankenkasse die Kosten übernimmt, solltest du im Vorfeld klären.
     

  3. Einstellung: In der Regel beginnt man mit einer niedrigen Dosis, um Nebenwirkungen zu minimieren, und steigert sie schrittweise, bis man eine spürbare Verbesserung erreicht.

Häufige Fragen zu Cannabis und Schmerzen

Was bewirkt Cannabis bei Schmerzen?

Viele Menschen mit chronischen Schmerzen berichten, dass Cannabis zu einer deutlichen Linderung der Schmerzintensität und damit zu einer verbesserten Lebensqualität beiträgt. Neben der Schmerzlinderung kann Cannabis auch helfen, Begleitsymptome wie Schlafstörungen oder Muskelverspannungen zu reduzieren.

 

Allerdings reagieren Betroffene unterschiedlich: Während manche eine deutliche Verbesserung verspüren, gibt es auch Menschen, die nur geringe Effekte bemerken oder Nebenwirkungen wie Schwindel, Mundtrockenheit oder erhöhte Müdigkeit erfahren.

Welches Cannabis bei Schmerzen?

  • THC-dominante Sorten können stark schmerzlindernd wirken, da THC direkt auf die Schmerzrezeptoren im Körper einwirkt. Gleichzeitig hat es eine entspannende und stimmungsaufhellende Wirkung. Aufgrund der psychoaktiven Effekte wie Benommenheit oder leichte Rauschzustände sind diese Sorten oft besser für den Abend geeignet.

  • CBD-dominante Sorten wirken nicht psychoaktiv und haben entzündungshemmende sowie entkrampfende Eigenschaften. Sie werden von vielen Patienten gut vertragen und sind besonders geeignet, wenn tagsüber Schmerzlinderung benötigt wird, ohne die Konzentrations- oder Arbeitsfähigkeit zu beeinträchtigen.
     

  • Kombinationspräparate mit abgestimmten THC-/CBD-Verhältnissen können individuell angepasst werden, um die Vorteile beider Wirkstoffe zu nutzen. Diese Präparate ermöglichen eine effektive Schmerzlinderung mit reduzierter psychoaktiver Wirkung, was sie für eine kontinuierliche Anwendung attraktiv macht.

    Für eine optimale Wirkung und minimale Nebenwirkungen ist eine ärztliche Begleitung essenziell, um die passende Sorte, Dosierung und Anwendungsform zu finden.

Eine Lupe welche den englischen Satz "Frequently asked Questions" vergrößert.

Cannabis bei chronischen Schmerzen: Was sagt ein Arzt?

Dominik Koehler. Ein Arzt mit Kittel und STethoskop um den Hals lächelt freundlich in die Kamera.

Dominik Köhler, Arzt

"Seit nun mehr über zwei Jahren betreue Ich Patienten bei der Cannabistherapie.

Trotz anerkannten Therapien mit herkömmlichen Schmerzmitteln können chronische Schmerzen nicht immer ausreichend und ohne Nebenwirkungen behandelt werden.

Herkömmliche Schmerzmittel wie NSAR lindern oft nicht ausreichend den Schmerz und können mit Magen- oder Nierenproblemen einher gehen wohingegen Opiate für viele Menschen in Anbetracht möglicher Nebenwirkungen keine ansprechende Option darstellen. 
 

Cannabis stellte eine gute Alternative da, die in den meisten Fällen symptomlindernd wirkt. Patienten berichten über eine Reduktion anderer Schmerzmittel, ein Ausblenden des Schmerzes, einen aktiveren Alltag sowie eine verbesserte Lebensqualität.

Der Therapieerfolg und die Sortenwahl unterliegen starken individuellen Unterschieden."

Disclaimer

Der Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Informationsvermittlung und ersetzt keine medizinische Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Die Inhalte sollen weder zur Eigendiagnose oder -behandlung anregen noch zur selbstständigen Änderung einer bestehenden medizinischen Therapie verleiten. Canflows gibt keine Empfehlungen ab und bewirbt weder spezifische diagnostische Methoden noch Behandlungsansätze. Solltest du Änderungen an deiner medizinischen Behandlung in Erwägung ziehen, sprich dies stets mit einem Arzt ab. Außerdem kann Canflows keine Garantie für die Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen übernehmen. Aus diesem Grund schließen sowohl der Autor der Texte als auch Canflows jegliche Haftung für Schäden aus, die aus der eigenständigen Anwendung der hier bereitgestellten Inhalte resultieren.

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